AFFRONT THEATER Salzburg Logo

'DER HERR KARL' von Carl Merz und Helmut Qualtinger (2017)

Der Monolog eines ganz normalen Opportunisten – mit Fritz Egger

AFFRONT THEATER: 'Der Herr Karl' (2017) AFFRONT THEATER: 'Der Herr Karl' (2017) AFFRONT THEATER: 'Der Herr Karl' (2017)

Man begegnet ihm immer noch in vielerlei Gestalt, diesem 'Herrn Karl', eben nicht nur in Wien. Eine tragische Gestalt, die es sich richtet, wie sie es gerade braucht, die sich selbst immer auch als Opfer denkt. Man begegnet ihm am Arbeitsamt, in den Trafiken und nun auch wieder öfter auf der Straße, vielleicht als Wutbürger, ganz oft aber einfach als Nachbar von nebenan.

Es zeigt sich, dass dieser Monolog bis heute nichts von seiner Aktualität verloren hat. Dieser zeitlose Klassiker sorgte schon bei seiner Ausstrahlung 1961 im ORF für heftige Kontroversen und machte Helmut Qualtinger und Carl Merz auf einen Schlag berühmt. Seitdem ist diese Figur unsterblich. (Text: neuebühnevillach)


« Dieser Antiheld 'Herr Karl' hat etwas durchaus Erfrischendes, in unserer doch nur allzu glatten, von Likes und Smileys geprägten Gesellschaft. Andererseits lebt dieser 'Herr Karl' mit seiner faschistoiden Ausdünstung natürlich – wie viele von uns – gefangen in seinem Ich-Käfig. » (Michael Gampe)
Mit: Fritz Egger, Regie: Michael Gampe
Autoren: Carl Merz und Helmut Qualtinger
Premiere: 03.02.2017 (neuebuehnevillach)

PRESSESTIMMEN

Kleine Zeitung (05.02.2017)
« 'Der Herr Karl' ist charmant und böse – und auch ohne Helmut Qualtinger in der Titelrolle ein wuchtiges Erlebnis. Fritz Egger, der Herr Karl von Villach, hat es also nicht leicht. Eigentlich ist der Schauspieler ja viel zu adrett, wach und charmant, um der abgründigen Wiener Seele seinen Stempel aufzudrücken. Aber er tut es – und wie! (…) Dieses Leben als Mitläufer – „i war illegal; illegal war damals eh jeder in Österreich!” – stellt Fritz Egger in der sorgfältigen Regie von Michael Gampe so auf die Bühne, dass es dem Zuseher bei all der Scheinwerferhitze kalt über den Rücken läuft. Und das trotz des Lachens, das einem unwillkürlich doch entkommt und für das man sich dann fast schämt. Ein Pflichtstück für alle. »

Der Standard (06.02.2017)
« Keinem Politiker wünscht man einen derart opportunistischen Wähler, keinem Staat einen so arbeitsscheuen, verlogenen und asozialen Bürger. Kein Wunder, dass in Gampes hochkonzentrierter Inszenierung das Österreich-Fähnchen schlaff und windschief von der Gitterwand des Gemischtwarenmagazins hängt. (…) Die Entwicklung des Herrn Karl vom Sozialisten über den Austrofaschisten und den Nationalsozialisten zum Nachkriegsösterreicher erfolgt bei Egger aber aus einer Berechnung, die durch ihre kalte Beiläufigkeit erschreckt. So nützt er ohne jegliche Gefühlsregung die Lebensgemeinschaft mit drei Frauen aus, so bestiehlt er Spar- und Sterbeverein, so gießt er sich am Einschulungstag wie selbstverständlich den eingelagerten Cognac der Dienstgeberin hinter die Binde. Denn er trägt eine solche. Sie ist neben der Anrede ‚Herr’ allerdings die einzige Umgangsform, die dieser von Charakter, von moralischen Prinzipien und selbstverständlich auch von jeder Art Kultur vollständig unberührte Ideologieakrobat noch wahrt. Selbst wenn Qualtinger wohl unerreichbar bleibt, hat doch auch Fritz Egger in Villach zahlreiche eindrucksvolle Momente. »

Kronenzeitung (05.02.2017)
« Das Genie der Autoren Carl Merz und Helmut Qualtinger ist stets präsent – und Egger ein perfekter Durchschnittsösterreicher. (…) In zurückhaltender Präsenz bereitet Egger dem Publikum ein sanftes Wechselbad aus Schmunzeln und Betroffenheit, das Freitag zur Premiere viel Applaus bekam. (…) der Besuch lohnt! »
AFFRONT THEATER: 'Der Herr Karl' (2017)
Besucherweltkarte